Das Eigene oder die Anderen? Intelligente Fürsorge

Fürsorge ist eine Kunst, die mit Selbstfürsorge beginnt und mit ihr endet. Sorge für sich und für andere zu tragen ist von besonderer Bedeutung, stehen wir vor der Herausforderung, Familienmitglieder oder Patienten zu betreuen. Es ist die Frage nach der Zuständigkeit, die als allererstes beantwortet werden will. Ist es wirklich meine Angelegenheit?
Im Ayurveda ist dafür die Meditation sehr hilfreich. Wir begeben uns in die Stille und lassen das Herz sprechen, dem Haus unserer Seele. Die Seele – die Verbindung zur kosmischen oder kollektiven Intelligenz „Mahad“ – wird diese Frage beantworten können. Sie ist rein, ohne Wertung und Vorurteile und ist in der Lage kollektives Wissen abzurufen.

Unser Verstand kann diese Frage oft nicht klar beantworten. Er wertet, beurteilt und sucht nach dem Gewinn einer Handlung und vergisst dabei, dass er unter Umständen Grenzen überschreitet. Grenzen zu überschreiten, bedeutet unsere Energien zu verbrennen - mit entsprechenden Folgen. So geben manche Menschen mehr, als ihnen gut tut, aus Gründen der Harmonie, um Anerkennung zu bekommen oder auch aus Eitelkeit und Unüberlegtheit, den Dingen gegenüber, die nicht zu Ende gedacht wurden. In der Folge landen sie in der Überforderung.

Die Fürsorge beginnt - neben guter Nahrung und ausreichend Schlaf - mit der täglichen Selbstfürsorge. Im Ayurveda gehören dazu die Meditation zur Klärung des Geistes und Reinigungsrituale für den Körper, wie Waschungen (Hände, Gesicht, Füße), Nasenspülungen, Zungenreinigung und Ölziehen.

 

Im nächsten Schritt benötigen wir einen angemessenen Abstand zu den Ereignissen, die uns begegnen. Dieser erlaubt uns, ein bewusstes „sich öffnen“ und Empfangen der Worte unseres Gegenübers ohne allzu starke Wertung oder Emotionen. Es ist eine Kunst, offen und gleichzeitig wertfrei Dinge geschehen zu lassen und sie will erlernt sein. In der Regel benötigen wir dafür die Unterweisung von kompetenten Lehrern. 

Mit zunehmender Reife und Erfahrung kommen wir vielleicht zu der Erkenntnis, dass wir zu einem Werkzeug werden, zu einem Werkzeug der kosmischen oder kollektiven Intelligenz.


Im Ayurveda sprechen wir von Intelligenz, wenn eine Ordnung in der Lage ist, sich selbst und dem Kollektiv zu einer gesunden Lebensweise zu verhelfen. Die daraus entstehende Energie nährt das Selbstbewusstsein und ist der Schöpfung dienlich. Nähren wir uns mit dem Falschen, wird es nicht in Selbst-Bewusstsein verwandelt, sondern bleibt als unreifes Gebilde in uns stecken und erfüllt uns mit Unbehagen, einer energetisch unreifen Form und Auslöser von Krankheit.

 

Wenn ich danach gefragt werde, wie es möglich ist zu helfen, antworte ich stets: “Frage dich nach der Zuständigkeit und beginne mit der Selbstfürsorge.“ Ein Seufzen der Erleichterung füllt stets den Raum - die Entscheidungsfindung ist damit leichter geworden.

 

Gabriele Oppermann

 

 

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