Wie Zähneputzen - jeden Tag ein bisschen glücklicher

Für das eigene Wohlbefinden sorgen. Die eigenen Bedürfnisse erfüllen, Glücksmomente erschaffen. Das beginnt mit dem ersten Atemzug unseres Lebens nach der Geburt. Der Körper signalisiert seine Grundbedürfnisse sehr deutlich: Atemluft, Wasser, Nahrung, Wärme, Schlaf. Auch die Psyche reagiert gestresst, wenn ihre Grundbedürfnisse nicht erfüllt sind: Resonanz/ Wertschätzung, Nähe, Zugehörigkeit, Lernen, Abwechslung und Ruhe. Wenn die Grundbedürfnisse unzureichend erfüllt sind, gehen wir in Aktion, machen uns bemerkbar, bis sie erfüllt werden. Im besten Fall passiert das verlässlich. Wenn nicht, geraten wir in eine wiederholte Mangelsituation und lernen damit umzugehen. Dabei haben wir drei Möglichkeiten: 

 

  1. Wir schreien (Baby) oder tun (Erwachsene) das Notwendige, bis das Bedürfnis erfüllt ist.
  2. Wir negieren das Bedürfnis: Wertschätzung und Zuwendung brauch ich nicht, ich komm alleine klar.
  3. Wir kompensieren das Bedürfnis: Geborgenheit brauch ich nicht, ich habe Hunger und esse, statt zu lieben.

 

Solche Überlebensstrategien (2. und 3.) können sich verselbständigen, so dass wir das ursprüngliche Bedürfnis kaum noch wahrnehmen und uns mit Ersatzbefriedigungen bei Laune halten. Daraus können regelrechte Süchte entstehen. Sucht kommt von Suchen. Macht und Kontrolle ausüben, psychoaktive Substanzen, Computerspiele, Glücksspiel, Essen, Sex, Shoppen, Sport, Arbeit - wer von uns frei von Süchten ist, der werfe den ersten Stein. Die Krux bei den Ersatzbefriedigungen ist, dass sie uns nicht glücklich machen. Erfüllte Grundbedürfnisse hingegen schon.
 

Froh zu sein bedarf es wenig...

Wer erinnert sich nicht an “perfekten Momente”, in denen alles zusammenkommt: einen lieben Menschen nahe neben sich, ein tolles Essen und/ oder eine schöne Landschaft vor sich - viel mehr braucht es oft nicht.

Gesunde Selbstfürsorge beginnt damit, wieder offen zu werden für die eigenen Grundbedürfnisse und ihnen Raum zu geben. Zu hinterfragen, welches Grundbedürfnis dahinter steckt, wenn ich wie ferngesteuert nach Schokolade greife oder am Bildschirm hocke. Mich zu fragen, wie ich selbst für die Erfüllung meiner Bedürfnisse sorgen kann, anstatt darauf zu warten, dass andere das für mich tun.

 

Diese beiden Gratis-Ressourcen stehen uns dafür zur Verfügung: 1. Aufmerksamkeit und 2. Regelmäßigkeit.
So wie wir als Kinder darauf getrimmt wurden, regelmäßig morgens und abends die Zähne zu putzen. Auch wenn das unbewusst war und uns keiner gefragt hat, ob wir dem zustimmen - wir integrierten dadurch immerhin einen sehr nachhaltigen Selbstfürsorge-Standard.

 

Wenn du die Absicht hast, dich zu erneuern, tu es jeden Tag. (Konfuzius)

 

Als Erwachsene können wir neue Gewohnheiten der Selbstfürsorge etablieren, indem wir unsere Aufmerksamkeit entsprechend organisieren (mehr zum Thema Gewohnheiten). Zum Beispiel durch das “Journaling”, einer sehr effektiven Form des Reflektierens durch tägliches Schreiben. Indem ich mir jeden Tag zehn oder fünfzehn Minuten Zeit nehme, meinen Tag zu reflektieren und aufzuschreiben, was wichtig war, wie ich mich dabei gefühlt habe, komme ich meinen Bedürfnissen auf die Spur. Zum Beispiel mit dem “6-Minuten Tagebuch”, das hilfreiche Reflexionsfragen anbietet. Einen Überblick zum Thema Journaling gibt Paul Henkel auf seiner Website schreibenwirkt.de.

 

Selbstfürsorge steigert das Selbstwertgefühl und die Lebensqualität. Schließlich können wir auch regelmäßig Psychohygiene betreiben, indem wir z.B. toxischen Gedanken keine Energie geben und unsere Gedanken durch das Aufschreiben ordnen. Das ist wie Zähneputzen für die eigene Seele. Am besten jeden Tag.

 

Andreas Fiedler, Business-Coach und Redakteur der Potsdamer Impulse

 

 

Bild zur Meldung: © National Cancer Institute auf Unsplash